HANDBALL inside | Ausgabe #48 6/2022

„Du bist nicht besser als dein letztes Spiel“ Star-Keeper Niklas Landin verlässt im Sommer den THW Kiel. Ein Gespräch mit dem zweifachen Welthandballer über seinen Weg in die Bundesliga, hohe Ansprüche und lustige Marotten. Wie oft haben Sie von Experten, Fans, Mit- und Gegenspielern schon gehört, dass Sie der beste Torwart der Welt sind? Niklas Landin: Glücklicherweise habe ich das in den letzten Jahren öfter gehört (lacht). Du bist allerdings auch nicht besser als dein letztes Spiel, und wenn du gerade nicht gut spielst, kann es ja auch schnell mal in die andere Richtung gehen. Mein Traum war es eigentlich nie, der Beste zu sein. Ich wollte einfach nur richtig gut sein und das Niveau über viele Jahre halten – das habe ich ganz gut hinbekommen, denke ich. Wer war für Sie als junger Spieler der beste Torwart der Welt? Landin: Ein richtiges Idol hatte ich nie. Damals habe ich auf mehrere Keeper geschaut. Natürlich auf Kasper Hvidt, weil er Däne ist, aber auch die schwedischen Torhüter waren für uns wichtige Vorbilder, von denen wir viel lernen konnten. Selbstverständlich dürfen in der Aufzählung auch Árpád Sterbik und Thierry Omeyer nicht fehlen. Wie ist es, wenn man den Vorbildern seiner Kindheit später auf dem Spielfeld begegnet? Landin: Am Anfang war es manchmal etwas komisch, aber auch etwas Besonderes, auf die großen Stars zu treffen. Allerdings gewöhnt man sich relativ schnell daran. Im Spiel konzentriere ich mich überhaupt nicht auf gegnerische Torhüter. Wieso sind Sie eigentlich Torwart geworden? Landin: Weil mein erster Trainer fand, dass ich mich dort ganz gut angestellt habe. Ich hielt zwar damals nicht so viele Bälle, doch das Spiel konnte ich wohl bereits als Kind gut lesen. Es kann aber auch gut sein, dass der Coach das einfach nur deshalb sagte, weil niemand sonst zwischen die Pfosten wollte. Sie kommen aus einer Handballer-Familie, doch eine Torwarttradition bei den Landins gab es nicht … Landin: Das stimmt, meine Eltern waren Kreisläufer und der Rest der Familie mischte, wie mein Bruder, als Feldspieler im Handball mit. Auf die Frage, ob die Torhüter generell etwas irre seien, sagte Peter Gentzel mal, dass Kreisläufer die Verrücktesten sind, sie würden sich schließlich die ganze Zeit verprügeln lassen. Landin: Diese Meinung teile ich absolut! Kreisläufer haben die verrückteste Position im Handball. Man muss sie und ihre blauen Flecken nach dem Spiel nur anschauen und hat sofort die Antwort. Teilweise reicht auch ein Blick auf die Hände, die Kapseln sind kaputt und die Finger zeigen oft in verschiedene Himmelsrichtungen. Mit 20 Jahren wurden Sie in den WM-Kader der dänischen Nationalmannschaft berufen und schon bald waren Sie die Nummer Eins – zum Bedauern von Sörenn Rasmussen, der bis zu seinem 34. Lebensjahr auf den Durchbruch im Nationalteam warten musste. Landin: Im Januar 2011 erlebten Sörenn und ich als Torwartgespann unsere Premiere bei einer Weltmeisterschaft, so war das Turnier 2011 für uns beide etwas besonders. Rasmussen bekam allerdings wegen Ihnen nicht viel Spielzeit, sagte am Ende des Turniers dennoch, dass er gerne auf der Bank sitzt, wenn Sie so fantastisch spielen. Landin: Als erfahrener Torwart hat er mich großartig unterstützt, und zwar immer zu 100 Prozent. Wir waren ein super Gespann und hatten nie schlechte Laune.  AUSGABE #48 6/2022 109

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