HANDBALL inside | Ausgabe #48 6/2022

24 AUSGABE #48 6/2022 Das Oberbergische imHerbst hat durchaus seine Reize. Vor allem, wenn der Tag sonnig und klar ist und der späte November eifrig Werbung für diese oft triste Jahreszeit macht. Auch das kleine Städtchen Gummersbach erstrahlt an diesem Tag in spätherbstlicher Atmosphäre. Es ist Mittagszeit, und Julian Köster hat Pause. Der Jungprofi des VfL Gummersbach nutzt die Zeit, um HANDBALL inside das lange abgesprochene Interview zu geben. Dabei ist es der Freitag vor dem Auswärtsspiel beim THW Kiel, und wirklich niemand hätte ihm übel genommen, der Konzentration auf das Bundesligaspiel im hohen Norden den Vorzug zu geben. Doch der 22-jährige Shootingstar des VfL ist entspannt. Kann er ja auch: Die sportliche Situation seines Clubs ist aktuell deutlich besser als es viele Experten erwartet haben. Der Traditionsclub, der nach drei Jahren im Unterhaus per Aufstieg in die Bundesliga zurückgekehrt ist, spielt gut und erfolgreich und sammelt derzeit etliche Punkte, um mit dem Abstieg frühzeitig nichts mehr zu tun zu haben. Zudem kann Köster endlich auch auf die großartige Erfahrung seiner ersten rund ein Dutzend Erstliga-Auftritte zurückblicken. Ist er überwältigt, vor allem von den vielen sehr guten Auftritten seines Teams? Ach was. Sein Fazit fällt erstaunlich sachlich aus. „Ich bin nicht wirklich überrascht”, sagt er. „Ich arbeite ja jeden Tag mit der Mannschaft und sehe, wie sich das Team entwickelt. Daher kenne ich auch unsere Stärken und unsere Schwächen sehr gut.” Natürlich gibt es für ihn und seine Mannschaft in dieser Spielzeit nur ein Ziel, und das heißt Klassenverbleib. In der Bundesliga bleiben, das ist für einen Aufsteiger immer die allererste Vorgabe, erst recht, wenn der Club einen solch klangvollen Namen trägt. Und Julian Köster soll dabei einer der wichtigsten Protagonisten sein. „Die Klasse zu halten, ist die oberste Priorität”, sagt er. „Und selbst wenn es derzeit sehr gut aussieht, ist diese Sache noch lange nicht erledigt.” UNDERSTATEMENT Klingt ein wenig nach Understatement, angesichts der Ausbeute aus den ersten 15 Bundesliga-Begegnungen. Für Julian Köster ist das alles noch Neuland, weil er seine erste Spielzeit in Deutschlands höchster Handballklasse macht. Lange allerdings brauchte er nicht, um sich zu akklimatisieren. Tolle erste Eindrücke habe er schon sammeln können. Und dass er in vielen Spielen seinen früheren Idolen begegnet, findet er „ziemlich cool”. So auch im Spiel gegen Kiel, das zwei Tage nach dem Gespräch stattfand und in dem er jenem Domagoj Duvnjak gegenüberstand, den er schon seit vielen Jahren verehrt. „Und dass wir mit Flensburg einen der ganz Großen geschlagen haben, war schon unfassbar.” Als Shooter und Anspieler im linken Rückraum soll er einer der entscheidenden Faktoren sein in einer jungen Gummersbacher Mannschaft, die der erfahrene Isländer Gudjon Valur Sigurdsson über zwei Jahre mit überschaubaren finanziellen Möglichkeiten sachte und wohlüberlegt aufgebaut hat. Dabei verkörpert der 22-jährige Rechtshänder nicht unbedingt die klassische Besetzung auf der sogenannten Königsposition. Er ist kein Wurfwunder wie Julius Kühn, kein Kraftprotz wie der Die große Hoffnung auf der Königsposition in der Nationalmannschaft: Julian Köster Foto: imago

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