HANDBALL inside | Ausgabe #48 6/2022

34 AUSGABE #48 6/2022 Die Nachricht von der polnischukrainischen Grenze erreichte Patric Strub in Stockholm. Der Sportdirektor der Internationalen Handball Föderation (IHF) hatte eben seinen Besuch beim Schwedischen Handballverband absolviert, um sich über die Vorbereitungen der WM 2023 zu informieren. Noch am Stockholmer Flughafen aber las er vomEinschlag jener Rakete, welche die ganze Welt für einige Stunden in Aufregung versetzte. Natürlich seien solche Nachrichten beunruhigend, bekannte Strub im Gespräch mit HANDBALL inside. Und selbstverständlich spiele der Krieg in der Ukraine eine Rolle bei der Vorbereitung auf diese Weltmeisterschaft. Auch bei seinem Besuch in Schweden habe man die Lage diskutiert. „Wir haben für alle Szenarien Notfallpläne“, sagt Strub. Aber alle hoffen, sie nicht aus der Schublade ziehen zu müssen. Die 28. IHF-Weltmeisterschaft der Männer in Polen und Schweden steht also nicht, wie noch ihr VorgängerEvent 2021 in Ägypten, unter dem Stern der Pandemie. Sondern unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges, der mitten in Europa stattfindet. Davon erzählt auch das Maskottchen. Das putzige Eichhörnchen, das entschieden die Fans in einer Umfrage, heißt „Pax“, das lateinische Wort für „Frieden“. Das sei ein Ausdruck für den Wunsch der Bevölkerung nach Beendigung des Konflikts, erklärte das Organisationskomitee. Auch Stefan Lövgren, der einst als Spielmacher des THW Kiel und der Nationalmannschaft die Fans auf der ganzen Welt verzückte, umkurvt nicht die aktuelle Lage. „Wir machen uns nichts vor: Die Umwelt, in der wir alle leben, ist natürlich eine große Herausforderung“, sagt der Marketingchef des schwedischen Handballverbandes. Der Krieg und seine Folgen für die Inflation beeinflusse nun einmal die finanzielle Lage der Menschen. „Kaufst Du Dir eine Karte oder nicht? Kommen die ausländischen Gäste oder nicht?“ Das seien die Fragen, die sich derzeit die Menschen im Alltag und daher auch die Organisationskomitees in Schweden und Polen stellten, sagt Lövgren. „Ich glaube nicht, dass COVID unser Problem sein wird.“ Im Grunde aber schauen die Organisatoren sowohl in Schweden als auch in Polen äußerst zuversichtlich auf die WM. „Wir sind überzeugt, dass wir, als Mitglieder der EU und der NATO, für die Weltmeisterschaft im Januar keine ernsthafte Bedrohung haben werden“, sagt Professor Bogdan Sojkin, der Präsident des polnischen Organisationskomitees auf Anfrage von HANDBALL inside. Und die Situation in Schweden? „Bei uns geht es nur um die Frage, ob es gut oder sehr gut werden wird“, sagt Lövgren und lacht. GUT ODER SEHR GUT Bekanntlich hat die IHF die Organisation der Männer-Weltmeisterschaft nach 2019 (Deutschland und Dänemark) wieder in zwei Länder vergeben. Bemerkenswert ist dabei die Tatsache, wie sehr sich die Erfahrungen beider Ausrichter voneinander unterscheiden. Während die Polen als WMGastgeber ihre Premiere feiern, ist es für die Schweden schon das fünfte Mal nach 1954, 1967, 1993 und 2011. Andererseits organisierten beide Verbände erst kürzlich auch eine Europameisterschaft – die Polen 2016, die Schweden als Co-Gastgeber 2020 –, weshalb die Management-Strukturen für einen solchen Event auch in Polen nicht aus dem Boden gestampft werden mussten. Sportlich lagen in den vergangenen Jahren Welten zwischen Polen und Das Maskottchen als Symbol Die Gastgeber Schweden und Polen blicken angesichts des Ticketvorverkaufs mit Optimismus auf die Weltmeisterschaft. Vor allem aber wünschen sie sich Frieden.

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