HANDBALL inside | Ausgabe #48 6/2022

AUSGABE #48 6/2022 47  Halle und spielt dort mit seinen Kumpels. Die Kinder leben in Dänemark in der Halle. Und wenn ich das dann mit der Zeit vergleiche, in der Linus und meine Tochter Sille zu unserer Zeit in Deutschland gespielt haben, dann ist das etwas ganz anderes. Damals sind sie in die Halle, haben trainiert oder gespielt und sind anschließend nach Hause. Das ist ein Unterschied zu Dänemark. Hier wächst man in einer anderen Art und Weise mit demHandball auf als in Deutschland. Die dänische Liga wird immer besser. Topstar Mikkel Hansen ist zurückgekehrt, Weltklasse-Torwart Niklas Landin folgt im nächsten Jahr. Supertalente wie Mads Hoxer verlängern ihre Verträge. Doch nicht nur in Aalborg wird aufgerüstet. Silkeborg holt Lauge zurück, GOG bildet viele Spieler selbst aus. Was sind die Gründe für den Aufschwung der dänischen Liga? Jacobsen: Ich finde, dass die dänische Liga in der Vergangenheit ein wenig unterschätzt wurde. Es gab immer gute Mannschaften, nicht nur GOG und Aalborg, sondern zuvor auch KIF Kolding oder AG Kopenhagen. Und richtig starke Talente hatten wir schon immer. Neu ist nun, dass Aalborg jetzt auch finanziell gut aufgestellt ist. Der Verein hat die Möglichkeit, mit anderen europäischen Topclubs zu konkurrieren, weil er seine größten Talente behalten und noch dazu Topspieler verpflichten kann. Ist Dänemark also das neue Traumziel für Handballer? Jacobsen: Die meisten jungen Skandinavier wollen weiterhin nach Deutschland, weil die Bundesliga einen extrem hohen Stellenwert genießt. Ich höre aber immer häufiger Topspieler sagen, dass sie nicht mehr nach Deutschland wollen. Kentin Mahé hat sich so geäußert, Nikola Karabatic ebenfalls. Und für die Spanier ist die Bundesliga auch nicht das bevorzugte Ziel. Der Wettbewerb ist einfach sehr hart. Deswegen denke ich schon, dass die Bundesliga ein wenig aufpassen muss. Wenn die Belastung noch größer wird, werden zwar weiterhin die größten Talente in Deutschland spielen wollen, aber nicht mehr die allerbesten Spieler. Denn wenn man älter wird, passt man ein wenig mehr auf seinen Körper auf. Wenn immer mehr Topspieler nach Dänemark kommen oder dort bleiben, fürchtest Du dann, dass plötzlich die vielen Talente keine Spielzeit mehr bekommen und sich das auf die dänische Nationalmannschaft auswirkt? Jacobsen: Nein, davor habe ich wirklich keine Angst. Im Gegenteil. Mir gefällt die Entwicklung. Denn wenn unsere größten dänischen Spieler wie Mikkel Hansen, Rasmus Lauge oder Niklas Landin zurück nach Hause kommen, steigert das die Aufmerksamkeit für unseren Sport. Und dann bekommen die jungen Spieler noch mehr Lust auf Handball, weil sie Mikkel, Rasmus oder Niklas häufiger live in der Halle sehen können. Es gibt außerdem außerhalb der absoluten Spitzenclubs immer noch viele gute Vereine in der 1.Liga, in denen unsere Talente spielen und sich entwickeln können. Welche Auswirkung haben die Strapazen in der Bundesliga Deiner Meinung nach auf die Champions League? Jacobsen: Die Situation hat sich verändert. Alle haben vor ein paar Jahren gelacht, als ich gesagt habe, dass bei dieser Terminierung keine deutsche Mannschaft zum FINAL4 nach Köln reisen wird. Damals hatten wir diesen Donnerstag-Samstag-Rhythmus und die deutschen Mannschaften weniger als 48 Stunden Zeit, sich auf eine Champions League-Partie vorzubereiten. Und siehe da: Keine deutsche Mannschaft fuhr nach Köln. Jetzt wurde der Spielplan ein wenig entzerrt, Magdeburg und Kiel haben deshalb gute Chancen. Paris Saint-Germain und Telekom Veszprém finde ich nicht so gut wie letzte Saison. Und Aalborg, nun ja, was soll ich sagen: Dieser Mannschaft fehlt noch etwas. Wer oder was fehlt denn? Jacobsen: Niklas Landin. Marc Stevermüer/Erik Eggers NICOLAJ JACOBSEN Geburtstag: 22. November 1971 Geburtsort: Viborg Staatsbürgerschaft: dänisch Spitzname: „Zaubermaus“ Körpergröße: 1,84 Meter Position: Linksaußen Wurfhand: rechts Länderspiele: 148 (548 Tore) Vereine als Spieler: 1984 –1997: GOG Gudme 1997 –1998: Bayer Dormagen 1998 –2004: THW Kiel 2004 –2007: Viborg HK 2009 –2009: Bjerringbro-Silkeborg Stationen als Trainer: 2004 –2007: Viborg HK (Co.) 2007 –2011: Bjerringbro-Silkeborg (Co.) 2012 –2014: Alborg Handbold 2014 –2019: Rhein-Neckar Löwen 2017 – heute: Dänemark Erfolge: Weltmeister: 2019, 2021 (als Trainer) Olympia-Silber: 2021 (als Trainer) EM-Bronze : 2022 (als Trainer) Deutscher Meister: 2016, 2017 (als Trainer) Deutscher Pokalsieger: 2018 (als Trainer) Dänischer Meister: 2013 (als Trainer) Dänischer Meister: 1992, 1995, 1996 Dänischer Pokalsieger: 1991, 1992, 1995-97 Deutscher Meister: 1999, 2000, 2002 Deutscher Pokalsieger: 1999, 2000 EHF-Pokalsieger: 2002, 2004

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