HANDBALL inside | Ausgabe #48 6/2022

46 AUSGABE #48 6/2022 Jacobsen: Ich weiß nicht, was wir besser machen. Ich weiß aber, was wir machen. Wir haben in Dänemark Sportschulen, in denen man seine Ausbildung bekommt, aber praktisch auch als Jugendlicher wie ein professioneller Handballer lebt. Die jungen Spieler haben richtig gute Handball-Trainer, es gibt Physiotherapeuten und die Möglichkeit für ein gezieltes Krafttraining. Und zwar jeden Tag. Wenn man all das zwischen seinem 16. und 20. Lebensjahr nutzen kann, befindet man sich in einer sehr guten Ausgangsposition für eine mögliche Profikarriere. Ist das schon alles? Jacobsen: Handball hat bei uns sicherlich auch einen anderen Stellenwert, dieser Sport ist einfach ein riesiges Thema. In Dänemark konkurrieren wir mit Fußball. In Deutschland konkurriert Handball mit Turnen, weil 80 Prozent des Sports vom Fußball dominiert werden. Dann gibt es noch zehn Prozent Wintersport und zehn Prozent für die restlichen Sportarten. Wir haben in Dänemark also eine ganz andere Handball-Kultur als in Deutschland. Und warum haben es Talente in Deutschland so schwer, sich nach der Juniorenzeit durchzusetzen? Jacobsen: Es ist für einen jungen Spieler einfacher, sich in einer dänischen Erstliga-Mannschaft zu behaupten. Die meisten Topspieler in Europa wollen nach Deutschland, entsprechend schwieriger wird es dann für die deutschen Talente. Aber meiner Meinung nach ist das nicht das größte Problem: Denn in Deutschland gibt es auch eine sehr gute 2. Liga, in der man sich entwickeln kann. Was ist Deiner Meinung nach denn das größere Problem? Jacobsen: Im Nachwuchsbereich verlieren die deutschen Vereine meiner Meinung nach zu viele Spieler, wenn es in die B- oder A-Jugend geht. Es gelingt nicht, diese Spieler weiter für den Sport zu begeistern, weil andere Dinge wichtiger sind: Man macht eine Ausbildung, darf Bier trinken und Auto fahren, die Mädchen kommen dazu. Gibt es in Dänemark etwa keine Mädchen? Jacobsen (lacht): Doch, doch, keine Sorge. Aber es ist trotzdem einfacher bei uns, sich weiterhin auf den Handball zu konzentrieren, weil wir mit unseren Sportschulen und den Internaten gute Strukturen haben. Es wird sich jeden Tag um diese Spieler gekümmert. Und unter diesen Umständen verliert man nicht so schnell die Lust, auch wenn der eine oder andere sicherlich mal eine Zusatzmotivation benötigt. Aber auch dafür ist dann jemand da. Von Deutschland aus betrachtet sieht es so aus, dass außerdem die dänische Spielkultur ein wenig freier ist, dass es nicht so schablonenhaft, sondern flexi-bler zugeht und all das entsprechend mehr Spaß macht. Wie nimmst Du das wahr? Jacobsen: In den dänischen Vereinen ist richtig viel Leben. Wenn mein Sohn Linus nicht selbst ein Spiel oder Training hat, ist er trotzdem in der Das nächste dänische Supertalent: Mads Hoxer (Alborg) Foto: imago „ HIER WÄCHST MAN IN EINER ANDEREN ART MIT DEM HANDBALL AUF ALS IN DEUTSCHLAND“

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