HANDBALL inside | Ausgabe #48 6/2022

52 AUSGABE #48 6/2022 Der amerikanische Traum. Ihn gibt es auch im Handball. Zum Beispiel bei Tristan Morawski. Geboren in New York, aufgewachsen in Landshut, erzählte der RückraumLinkshänder vor zwei Jahren dem Olympic Channel, dass er nicht weniger anstrebe als ein Weltstar seines Sports zu werden. „Ich will der Michael Jordan des Handballs sein“, sagte Morawski im Jahr 2020, als er 15 Jahre alt war. Er wolle Gold bei den Olympischen Spielen und den Titel als Most Valuable Player. Der amerikanische Traum. Ihn lebt auch Ian Hüter, 25. Auch der Regisseur vom Zweitligisten TSV Bayer Dormagen nimmt seit Jahren die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles ins Visier. Die Erwartungen des Kapitäns der US-Nationalmannschaft sind indes nicht so kühn wie die des Teenagers Morawski. „Natürlich ist das unser großes Ziel, auf das alle hinarbeiten“, sagt Hüter zwar. Aber von olympischem Gold spricht er nicht. Dem Studenten ist sehr bewusst, wie steinig der Weg an die Weltspitze ist, seitdem er 2018 für das olympische Projekt des US-Handballverbandes gecastet wurde. Und so konzentriert er sich wie seine Teamkollegen auf die große Aufgabe, die nun vor ihnen liegt: die drei WM-Vorrundenspiele gegen Marokko, Ägypten und Kroatien. „Die Vorfreude ist groß“, sagt Hüter. In Wirklichkeit währt sie schon über zwei Jahre. Eigentlich sollte das junge US-Team schon bei der WM 2021 in Ägypten auflaufen. Die vielen CoronaFälle im Team verhinderten damals eine Begegnung mit der französischen Legende Nikola Karabatic auf dem Feld. Ein Rückschlag, welcher der Auswahl des schwedischen Coaches Robert Hedin nicht nachhaltig schadete. „Wir haben zuletzt einen großen Schritt nach vorn gemacht“, sagt Hüter. Diesen Fortschritt dokumentierten sie im Juni bei der WM-Qualifikation in Mexico-City. Dort trafen sie zweimal auf Grönland – also jenen Verband, der sich vor der WM 2021 über die Wildcard an die US-Boys beschwerte mit dem Argument, seine Mannschaft sei sportlich viel besser. Daran erinnerte Andreas Hertelt, der deutsche Teammanager, die Spieler nun vor dem Turnier. „Das hat uns nur noch mehr motiviert“, erzählt Hüter, dessen Bruder Patrick ebenfalls Teil des Teams ist. Sie schlugen die Nordländer klar im Auftaktspiel – und dann noch einmal im Finale. „Da haben wir sehr gute Leistungen aufs Spielfeld gebracht“, sagt Hüter. Auf jeden Fall feierten sie in der schwülen Hitze Mittelamerikas ihr erstes sportlich erreichtes WM-Ticket. Da der Weltverband entschieden hat, dass der Gastgeber des olympischen Handballturniers in den zwei vorausgehenden WM-Turnieren einen garantierten Startplatz erhält, wird Teamhandball USA bis 2027 eine große Präsenz im Welthandball haben. „Schon die WM im Januar wird uns sehr helfen, den Sport in den USA bekannter zu machen“, glaubt Hüter. Teammanager Hertelt sagt, es scheine auch hinsichtlich der Finanzierung des Projektes Licht am Horizont. Neben Hauptsponsor Verizon, der durch die Handballaffinität des CEOs zustande kam, hat der Verband inzwischen auch drei deutsche Sponsoren gewinnen können. „Aber es gibt auch Anzeichen dafür, dass sich das Olympische Komitee der USA stärker beteiligt“, sagt Hertelt. „Auch dafür war das WM-Ticket, das wir in Mexico-City ergattert haben, sehr hilfreich.“ Die US-Auswahlspieler, die in der ganzen Welt gecastet werden, indem Hertelt, Hedin & Co. nach Talenten und Profis mit US-Papieren fahnden, bringen bisher nicht nur viel Idealismus mit, sondern auch Geld. „Die großen Turniere, etwa die Panamerikanischen Spiele oder auch die Qualifikation in Mexiko, werden vom US-Verband bezahlt“, erzählt Hüter. Aber oft genug müssten die Spieler zum Beispiel die Anreise zu Lehrgängen noch selbst bezahlen. Der Pool der Kandidaten für Los Angeles 2028 ist zwar immer noch Der amerikanische Traum Das US-Team um den Dormagener Kapitän Ian Hüter hat sich diesmal sportlich für die WM qualifiziert. Und es gibt weitere positive Anzeichen für das Projekt, das auf Los Angeles 2028 zielt.

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