HANDBALL inside | Ausgabe #48 6/2022

66 AUSGABE #48 6/2022 INTERVIEW Kohlbacher: Wir erinnern uns gerne an das umkämpfte Unentschieden gegen Magdeburg und an den großartigen Sieg gegen Flensburg. Vor allem, weil die Verunsicherung nach der letzten Saison, wo wir unsere Leistung einfach nicht auf die Platte bekommen haben, da noch relativ groß war. Die verkorkste Saison 2021/22 ist also immer noch ein Thema? Kohlbacher: Nein, die ist lediglich eine Motivation. Wir waren uns alle einig, dass das, was wir gezeigt haben, nicht unser wahres Gesicht sein kann. Ein richtiger Grund für die überraschende Leistungsschwäche wurde nie genannt. Kohlbacher: Das war ja auch schwer zu begreifen. Wieso wir uns in diese negative Leistungsspirale hineinkatapultiert haben, wussten wir selbst nicht. Wir lieferten an einem Tag ein super Spiel gegen einen starken Gegner ab und verloren zwei Tage später auswärts hoch, bei einem Gegner auf einem Abstiegsplatz – so lässt sich die letzte Spielzeit kurz zusammenfassen. Wenn man sich unsere aktuellen Spiele anschaut und sich fragt, woran die guten Ergebnisse liegen, dann sicherlich nicht, weil Andy Schmid das Team verlassen hat oder dass neue Spieler gekommen sind. Wenn man uns letztes Jahr in die Augen geschaut hat, war da gähnende Leere, jetzt brennt da wieder richtiges Feuer. Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen von Trainern, wenn der Erfolg mal ausbleibt. Brauchen Sie dann mehr Druck oder eher Streicheleinheiten und Mannschaftsabende für Ihre persönliche Hochleistung? Kohlbacher: Ein sogenanntes Straftraining beispielsweise habe ich bei den Löwen noch nie erlebt. Darauf kann ich auch gut verzichten. Ich denke, dass wir Profis genug sind, um auch ohne große Ansprachen oder zusätzliche Strafeinheiten zu verstehen, was bei einem Club generell auf dem Spiel steht, wenn die Mannschaft nicht abliefert. Wenn ich mich allerdings persönlich zwischen den aufgezählten Varianten entscheiden müsste, würde ich dennoch lieber den Druck wählen als auf die Streicheleinheiten zurückzugreifen. Wie erleben Sie die aktuelle Saison? Kam der große Leistungssprung nur für die Zuschauer unerwartet oder waren auch Sie etwas vom Team überrascht? Kohlbacher: Die Erwartungshaltung in der Mannschaft an die neue Saison war beim Trainingsauftakt zugegebenermaßen gedämpft. Doch bereits in der Vorbereitung wussten wir, dass wir auf einem guten, naja, eigentlich sogar auf einem sehr guten Weg sind. Allerdings braucht es ja auch immer einen richtigen Gradmesser, um herauszufinden, wo man als Team genau steht. Und bis auf das Spiel in Kiel, wo uns leider Niklas Landin die Punkte abgenommen hat, konnten wir unseren Erwartungen bisher mehr als gerecht werden. Und wie lebt es sich jetzt auf der Welle der Euphorie? Kohlbacher: Also, wir müssen uns keine schlechte Stimmung einreden, damit wir auf dem Teppich bleiben. Gewonnen haben wir schließlich noch nichts. Wir genießen einfach die positive Arbeitsstimmung und den Hunger, die Lust und den Spaß. Aktuell müssen wir allerdings einige Ausfälle in der Mannschaft kompensieren und absolvieren gerade ein straffes Programm. Das haben wir logischerweise auch im Blick. Was würden Sie machen, wenn die Löwen amEnde der Saison sogar Meister werden? Kohlbacher: Dafür habe ich logischerweise noch keine Pläne geschmiedet. Aber ich lasse mich dann auch gerne von mir selbst überraschen (lacht). Gibt es noch ein anderes Team, das Sie derzeit genauso beeindruckt wie Ihr eigenes? Kohlbacher: Gummersbach schlägt sich aktuell super, da macht Goggi Sigurdsson einen fantastischen Job. Ihre Social-Media-Kanäle zeigen nur wenig private Einblicke, kürzlich haben Sie allerdings ein Kamerateam auf den Bauernhof Ihrer Eltern eingeladen. Wie persönlich darf es für Sie in der Öffentlichkeit sein? Kohlbacher: Ich habe eigentlich kein Problem mit privaten Einblicken und zeige auch gerne jedem die Alpakas, die Hasen oder die Hühner auf dem Hof meiner Eltern. Das Interesse darf nur nicht in Belästigung umschlagen, wenn beispielsweise jemand ohne Ankündigung mit seiner Kamera einfach vor der Tür steht. Wie man in dem Beitrag sehen kann, bewegen Sie sich zwischen den zahlreichen Tieren wie selbstverständlich. Was gibt Ihnen dieses Umfeld? Kohlbacher: Ich bin in diesem Umfeld aufgewachsen. Mir bedeutet es auch wirklich viel, den Tieren ein schönes Zuhause zu geben, und gleichzeitig ist für mich dieser Bauernhof der perfekte Rückzugsort. Im Vergleich zu meinem anderen Hobby, dem stupiden Angeln, ist dieser Zeitvertreib ja auch relativ bewegungsintensiv (lacht). Sie packen auf dem Bauernhof auch richtig mit an? Kohlbacher: Natürlich! Im Frühjahr und im Sommer steht die meiste

RkJQdWJsaXNoZXIy MzU2MjQ=