HANDBALL inside | Ausgabe #48 6/2022

AUSGABE #48 6/2022 67 INTERVIEW Arbeit an. In der trainingsfreien Zeit sitze ich während der Heuernte gerne mal drei Tage hintereinander auf dem Traktor. Aber auch im Laufe der Saison verbringe ich viel Zeit auf demHof. Praktischerweise wohne ich ja nur ein paar Minuten von hier entfernt. Wohnen Sie auf dem Land? Kohlbacher: Ja, ich bin einfach kein Großstadtmensch. Direkt am Neckar zu leben, ist viel idyllischer, leiser und angenehmer für mich. Schauen Sie dann auch mal TV-Formate, wie „Bauer sucht Frau“? Kohlbacher: Tatsächlich habe ich mir schon einige Folgen angeschaut. Aus meinem Freundeskreis hat sich sogar mal jemand dort angemeldet. Spiegelt die Sendung das tatsächliche Hofleben wider? Kohlbacher: Also, ich kenne keinen einzigen Bauern, der in Jeans und Hemd auf dem Hof oder mit den Tieren arbeitet (lacht). Haben Sie die Fußball-WM angeschaut? Kohlbacher: Ehrlich gesagt, bin ich bei den Spielansetzungen gar nicht richtig dazu gekommen. Viele Zuschauer und Fans erwarteten von den Nationalspielern eine deutlichere politische Haltung und klare Statements. Wie finden Sie das? Kohlbacher: Das ist ein schwieriges Thema. Sportler suchen nicht den Veranstaltungsort eines Großturniers aus, sie haben keinen Einfluss auf Entscheidungen der Weltverbände. In erster Linie will sich jeder Profi auf seine Leistung konzentrieren. Und wenn konkrete Handlungen oder das Tragen bestimmter Symbole mit Wettkampfausschluss sanktioniert werden, dann ist die scharfe Kritik an den Spielern nicht unbedingt fair. Was ich persönlich bei der aktuellen Weltmeisterschaft eher sonderlich finde, ist die Winter-Thematik. Im November und Dezember kann man die wenigsten für ein solches FußballGroßereignis begeistern, mich übrigens auch nicht. Apropos Großturnier: Wie haben Sie die letzte Handball-EURO mit dem CoronaKarussell in Erinnerung? Kohlbacher: Es ist so, dass ich am Ende nicht einmal den kompletten Kader aufzählen könnte, geschweige denn, wer dort bei welchem Spiel wie viele Minuten gespielt hat. Es war einfach eine verrückte Europameisterschaft. Sie hatten bei der Nationalmannschaft auch einige Male etwas Pech. Kurz vor der WM 2021 haben Sie sich verletzt, bei dem EHF EURO-Cup in Mannheim mussten Sie auch passen. Kohlbacher: Ja, die letzten zwei Turniere und das Spiel gegen Schweden in der SAP Arena waren für mich nicht so von Glück gekennzeichnet, erfreulicherweise durfte ich aber schon viele andere Spiele im Trikot der Nationalmannschaft absolvieren. Und ich hoffe, dass in der Zukunft noch etliche hinzukommen. Für die nächste WM reist das deutsche Team nach Polen. Mit dem Land müssen Sie doch viele positive Erlebnisse verbinden. Kohlbacher: Die Europameisterschaft 2016 bleibt natürlich unvergessen. Wir wissen noch ganz genau, wozu wir damals imstande waren. Mir hat auch das Land gut gefallen. Wie beurteilen Sie die Gruppe mit Serbien, Katar und Algerien? Kohlbacher: Ich freue mich, dass wir zunächst den ganz großen Brocken aus dem Weg gehen. Am gefährlichsten in unserer Gruppe finde ich Serbien. Wenn sich das Team in einen Rausch spielt, ist es schwer zu stoppen, und gegen Katar haben wir uns auch schon mal schwergetan. Es wird also kein einfacher Auftakt, dennoch wollen wir die Vorrunde unbeschadet überstehen und auch in der Hauptrunde überzeugen. Was ist die größte Stärke des deutschen Teams? Kohlbacher: Unser absolutes Plus ist, dass wir in Deutschland eine sehr gute Liga haben, in der sich auch junge Spieler, wie beispielsweise Julian Köster, der aktuell seine allererste Saison in der ersten Bundesliga spielt, sehr gut weiterentwickeln. Eine gute Mischung von Talent und Routine, wie beispielsweise Andy Wolff und Till Klimpke im Tor, wird uns auf jeder Position in Polen weiterhelfen. Unser Team ist breit aufgestellt, wir müssen uns nicht auf ein, zwei Superstars verlassen, auf die wir uns dann beschränken müssen. Wir sind eine richtige Mannschaft! Zita Newerla  „ WIR MÜSSEN UNS KEINE SCHLECHTE STIMMUNG EIN- REDEN, DAMIT WIR AUF DEM TEPPICH BLEIBEN“

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