HANDBALL inside | Ausgabe #48 6/2022

80 AUSGABE #48 6/2022 Eine Kurzschlusshandlung war es nicht. Immerhin fünf Jahre hat es gedauert, bis der DHB und seine Landesverbände nun eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge verhandelt haben, um die Finanzierung der Strukturreform von 2017 abzusichern. Und selbst in den Stunden vor der Sitzung des DHB-Bundesrats, der als zweithöchstes Gremium des Dachverbandes Ende Oktober in Leipzig zusammenkam, ging es hoch her. „Wir haben lange diskutiert“, berichtet Dierk Petersen, der Präsident des Handballverbandes Schleswig-Holstein. Am Ende wurde eine Kompromissformel gefunden. Auch der noch modifizierte Antrag des DHB wurde schließlich nicht zur Abstimmung gestellt – sondern ein Antrag der Landesverbände, der für 2023 noch keine Erhöhung der Beiträge vorsieht, sondern erst für 2024 und 2025. Im Jahr 2025 wird der DHB in diesem Segment rund 400.000 Euro mehr jährlich zur Verfügung haben, insgesamt 1,05 Mio. Euro pro Jahr (siehe Info-Kasten). Wie zäh das Ringen um einen Beschluss war, dokumentierte das Abstimmungsverhältnis: Zwar stimmten nach Informationen von HANDBALL inside die mitgliederstarken Verbände allesamt dafür. Neben der Enthaltung Mecklenburg-Vorpommerns waren sieben Landesverbände dagegen, die etwa ein Sechstel aller DHB-Mitglieder repräsentierten: das Saarland, die Pfalz, Südbaden, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg und Thüringen. Jubel brach deshalb nicht aus unter den Funktionären. „Um es klar zu sagen: Auch wenn wir die Vermarktungserlöse in den letzten Jahren verdoppeln konnten, baut die Zukunft des Handballs auf verlässlichen und angemessenen Mitgliedsbeiträgen auf“, sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann. „Ich habe Verständnis für die Nöte an der Basis angesichts der überall steigenden Kosten. Aber wir müssen handlungsfähig bleiben, um die Zukunft des Handballs weiter in die Hand nehmen zu können.“ Michelmann, der seit 2015 im Amt ist, wollte bekanntlich eine noch bessere Finanzbasis für den Dachverband. „Die Franzosen kassieren rund zwölf Euro pro Handball spielenden Menschen, bei uns sind es gut 80 Cent“, hatte er nach der Heim-WM 2019 gesagt. „Wir müssen vom Almosen zum Beitrag übergehen.“ Eine Wortwahl, die an der Basis nicht überall gut angekommen war. Der Präsident machte seinerzeit folgende Rechnung auf: Wenn man die damals 630.000 Euro Beiträge, welche via Landesverbände gezahlt wurden, durch 757.000 registrierte Mitglieder im DHB teilte, mache das insgesamt 83 Cent pro Mitglied pro Jahr für den DHB. Dieser Arithmetik zufolge würde sich der Beitrag bis 2025 auf 1,46 Euro pro DHBMitglied erhöhen. Aber immer noch zu wenig im Vergleich zu anderen Verbänden, lässt der Präsident durchblicken. Michelmanns Rechnung aber ist insofern unstimmig, da maximal die Hälfte der aktuell 719.000 im DHB reMichelmanns Rechnungen Nach langen Debatten hat der DHB-Bundesrat eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge beschlossen. Einstimmig war der Beschluss trotz einer Kompromissformel nicht. DHB-Präsident Andreas Michelmann Foto: imago

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