HANDBALL inside | Ausgabe #48 6/2022

Sie hatten sich Hoffnungen gemacht. Nicht wenige Verantwortliche in der Handball Bundesliga Frauen (HBF) glaubten, dass auch sie profitieren würden von diesem spektakulären Medienvertrag, den die Männerliga im Sommer mit Dyn Media abgeschlossen hatte. Dieser Deal, den Dyn-Geschäftsführer Christian Seifert „das größte Einzel-Investment in der Geschichte des deutschen Handballs“ nannte, umfasst für die Zeit von 2023 bis 2029 ein Volumen in Höhe von 115 Millionen Euro. Sie hatten nicht von märchenhaften Summen geträumt. Allen Verantwortlichen ist bewusst, dass die Nachfrage nach der HBF nicht mit der der HBL zu vergleichen ist. Da Seifert aber ein „Home of Handball“ anstrebte – eine Plattform, auf der die Handballfans möglichst viele Wettbewerbe mit einem Abo sehen können –, sahen einige den Frauenhandball schon aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Das Ergebnis, für das Verhandlungsführer HBF-Geschäftsführer Christoph Wendt verantwortlich zeichnet, ist so oder so eine Überraschung. Nicht Dyn Media, sondern der aktuelle HBF-Partner erhielt für die Zeit von 2023 bis 2029 den Zuschlag: die Streaming-Plattform Sportdeutschland.tv. „Das waren keine ganz einfachen Verhandlungen, da am Ende drei Parteien involviert waren“, sagte Wendt im Gespräch mit HANDBALL inside. „Aber ich glaube, das ist für alle ein guter Vertrag.“ „Drei Parteien“ will sagen, dass es am Ende auch darum ging, im Vertragswerk eine Sublizenz für Dyn Media festzuschreiben, um die Idee der großen Handballplattform nicht zu torpedieren. Das habe selbstverständlich die Interessen der HBL berührt, sagt deren Geschäftsführer Frank Bohmann. Zwar sei man an den Verhandlungen nicht beteiligt gewesen. „Aber wir haben das an die HBF adressiert.“ Bei den HBF-Managern wird die Beteiligung von Dyn Media erleichtert aufgenommen. „Das ist für mich ein sehr wichtiger Punkt“, kommentiert das Andreas Lampe, der Geschäftsführer des VfL Oldenburg. „Denn nicht nur ich hege die Hoffnung, dass die Fans des Männerhandballs, wenn sie bei Dyn Media ein Abo buchen, vielleicht auch beim Frauenhandball reinschauen und damit unsere Reichweite erhöhen.“ Über das Zahlenwerk vereinbarten die Parteien Stillschweigen. Nach Informationen von HANDBALL inside aber sind die Summen Äonen entfernt von den insgesamt 60 Millionen Euro Lizenzentgelten, welche die HBLClubs von Dyn Media kassieren (der Rest sind Produktions- und Marketingbudget). Nach Angaben von Nur ein Prozent Die Handball-Bundesliga der Frauen hat die TV-Rechte für 2023-2029 an Sportdeutschland.tv vergeben. Die Clubs reagieren nicht mit Jubelstürmen.  95

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