HANDBALL inside | Ausgabe #48 6/2022

AUSGABE #48 6/2022 101  Frühjahr zur Sprache – und der Umgang der Vereinsführung damit. Daraufhin entgegnet Heiermann laut Protokoll, die Spielerin habe trotz Aufforderung besagte Nachrichten nicht vorgelegt. Dies dokumentiere, wie unglaubwürdig diese Spielerin sei und wie schlimm Denunziantentum. Das sei „ganz schlechter Charakter“, das mache „Karrieren kaputt“. Heiermann sagt, er kenne Fälle, bei denen eine angebliche sexuelle Belästigung gegenüber Frauen dazu geführt habe, dass homosexuelle Männer ihren Arbeitsplatz verloren hätten. So geht es hin und her. Am Ende wird Heiermann klargemacht, dass der Trainer untragbar sei und dessen Verhalten Folgen für die Spielerinnen und auch für den Verein haben werde. Dass eine Reaktion nötig sei, um Schaden vom Verein abzuwenden: die Entlassung des Trainers. Amelie Berger betont, dass auch andere BVB-Spielerinnen unter dem Trainer litten. Sie selbst habe ein schlechtes Gewissen, weil sie anderen Spielerinnen den BVB empfohlen habe. Am Ende des Gesprächs fordert Andrea Zschocke, nun den Vereinsvorsitzenden Dr. Rauball hinzuzuziehen – was so vorher vereinbart war, falls das Gespräch nicht zufriedenstellend verlaufe. Woraufhin ihr zufolge Heiermann entgegnet: „Das wird jetzt lächerlich. Sie überschätzen sich in Ihrer Position!“ Der Abteilungsleiter gibt an, Rauball sei nicht in Reichweite. Aber er werde ihn über alles informieren. Und er sichert zu, die Spielerinnen vor Schaden zu bewahren. Abgesehen von der Zusicherung Heiermanns, den Berater über die internen Gespräche beim BVB zu informieren, bleibt das Treffen ergebnislos. Die Überlegung, die Protokolle der Spielerinnen sofort Dr. Rauball zu übergeben, verwerfen Zschocke, Berger & Co. Sie beschließen, erst die Reaktion Heiermanns abzuwarten. ERGEBNISLOSES TREFFEN Am Morgen des 26. August informiert der Berater die Spielerinnen und die Eltern, dass der BVB – angeblich nach Einbindung Rauballs – Folgendes beschlossen habe: Fuhr bleibe. Zschocke dürfe sich einen neuen Verein suchen, ohne Ablöse zu verlangen. Mit Berger wolle der BVB ein Gespräch über einen Verbleib im Verein suchen. Dieses Gespräch, das Heiermannmit dem Berater und Amelie Berger führt, findet am Morgen des 27. August online statt. Darin habe, wie Oliver Berger an Andrea Zschocke unverzüglich berichtet, Heiermann nun folgende Ausführungen über die Gespräche mit dem Trainer, Rupert Thiele und Rauball gemacht: Der Trainer zerbreche psychisch wegen der Vorwürfe, man könne ihm eine Trennung nicht antun. Heiermann habe schon in der zurückliegenden Serie Angst gehabt, der Trainer gehe wegen der Vorkommnisse kaputt. Die beiden Mädels hätten also ihren Vertrag zu erfüllen. Aus Fürsorgepflicht gegenüber dem Trainer könne er kein anderes Vorgehen verantworten. Andernfalls stehe er am Ende womöglich ohne Spielerinnen und Trainer da. Dann sei nur der BVB der Verlierer. Falls die Handballerinnen dennoch den Club verlassen wollten, werde das acht bis zwölf Wochen „Fürsorgepflicht gegenüber dem Trainer“: ehemaliger BVB-Abteilungsleiter Heiermann Foto: imago STORY

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