HANDBALL inside | Ausgabe #48 6/2022

102 AUSGABE #48 6/2022 dauern. Auch werde eine Ablöse in Höhe von 60.000 bis 70.000 Euro fällig. Rauball sei in diese Entscheidung involviert. Da im Frauenhandball solche Summen nicht bezahlt werden, bedeutet diese Nachricht Heiermanns dies: Alles bleibt, wie es ist. Und die beiden Spielerinnen haben sich zu fügen. Die Eltern Zschocke und Berger sind entsetzt. Sie empören sich darüber, dass Heiermann das Verhältnis von Täter und Opfer wiederholt umkehrt. Die Eltern Berger reisen zu den Zschockes und beschließen, auch künftig gemeinsam aufzutreten, um Druck von ihren Töchtern zu nehmen und die Sache voranzutreiben. Am selben Tag wendet sich Andrea Zschocke an die Anlaufstelle gegen Gewalt, von der sie in diesen Tagen das erste Mal erfahren hat, nachdem der Skandal um den Turmspringer Jan Hempel öffentlich geworden ist. Da sich dort auch Angehörige von Opfern melden können, nimmt sie mit der Ansprechpartnerin Nadine Dobler Kontakt auf, die sofort juristischen Beistand vermittelt und zusagt, im Konflikt mit dem BVB zu helfen. Am 5. September 2022 reichen Amelie Berger und Mia Zschocke auf Empfehlung eines Juristen beim BVB ihre fristlose Kündigung ein. Drei Tage zuvor, am 2. September, hat das Athleten Netzwerk bereits den BVB-Vorsitzenden Dr. Rauball in einer E-Mail zu einem Meeting eingeladen, um eine Lösung der Probleme zu forcieren. Hinzugezogen werden solle auch eine neutrale Stelle vom Landessportbund Nordrhein-Westfalen, auch der Trainer selbst solle dann angehört werden. Als bis Dienstagmittag keine Antwort des BVB erfolgt, schreibt Andrea Zschocke eine weitere E-Mail, nun mit einem größeren Verteiler: Empfänger sind neben Rauball nun auch Hans-Joachim Watzke, der Vorstandschef der Profifußballer, der BVB-Kommunikationschef, aber auch der Präsident eines Handball-Landesverbandes sowie ein DHB-Vorstandsmitglied. Zschocke berichtet in dieser Mail über die Ereignisse aus ihrer Sicht. Sie erklärt, dass sie die Ablöseforderungen Heiermanns als Erpressung betrachte. Und dass zahlreiche weitere Belege für ein Fehlverhalten Fuhrs auf ihrem Schreibtisch lägen: „Und ich muss schauen, dass ich mich nicht übergeben muss.“ Man weiß nicht, wie Watzke auf diesen Bericht reagiert hat. Aber die Reaktion kommt prompt. Nur zwei Stunden später meldet sich Rauball telefonisch und versichert, zügig einen Termin zu organisieren. WATZKE INFORMIERT Der findet am 12. September in Dortmund statt, nun aber ohne Heiermann – weil die Eltern ihn als Teil des Problems ausgemacht haben, und dies nicht nur wegen seiner Äußerungen bei der Sitzung vom 24. August. Heiermann nämlich hat am 7. September in den Ruhr-Nachrichten die Spielerinnen öffentlich diskreditiert: Er habe das Gefühl, die beiden Spielerinnen hätten „keine Lust mehr auf den BVB“. Es wirke, „als ob sie sich freipressen wollten.“ Beide Spielerinnen könnten den Verein bei einem „ordentlichen Angebot verlassen“, sagt er. Und über Mia Zschocke: „Sportlich ist sie sicherlich gut, aber sie ist keine Teamplayerin.“ Daraufhin beschwert sich Andrea Zschocke bei einem BVB-Juristen. Das sorgt am Ende dafür, dass die Ruhr Nachrichten einige Passagen eilig entfernen. Am gleichen Tag widerspricht der BVB zugleich der fristlosen Kün- „Brandrede“ beim zweiten Treffen: Ex-BVB-Profi Mia Zschocke Foto: imago STORY

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