HANDBALL inside | Ausgabe #48 6/2022

AUSGABE #48 6/2022 111 liche Ego kein schönes Gefühl. Auf der anderen Seite war ich in der Zeit mit dem THW mehrfach in Köln zum EHF Champions League FINAL4. Dort unter den Besten der Besten um die größte Club-Trophäe zu kämpfen, war immer ein großer Traum von mir, der nun endlich in Erfüllung ging. Inzwischen haben Sie auch mit dem THW von der Meisterschaft bis zur EHF Champions League alles gewonnen. Hat die persönliche Bestätigung eines Wechsels immer mit Titeln zu tun? Landin: Nein. Ich kann mich auch an Gespräche von vor 2020 erinnern, in denen es hauptsächlich darum ging, ob mein Wechsel ein Fehler war. Diese Frage habe ich immer mit Nein beantwortet. Für mich ist und bleibt der THW Kiel der größte Verein in Deutschland. Dass ich hier so viele Jahre spielen darf, macht mich sehr stolz. Klar, Trophäen und Pokale bedeuten sehr viel und man wird von außen immer nach diesen Erfolgen bewertet. Aber wenn du alles richtig machst, dann kommen die Titel auch. Und ich hatte immer das Gefühl, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Glücklicherweise habe ich in den letzten Jahren auch Recht behalten. Sie betonen gerne, dass der THW der weltbeste Verein sei … Landin: Das hat mit der unglaublichen Handballtradition der Stadt, der Historie des Vereins und der Halle zu tun. Bei jedem Spiel kommen 10.000 Leute und feuern uns an, es macht in Kiel immer Spaß, auf das Spielfeld zu laufen. Mögen Sie die große Bühne? Landin: Eine heiße Kulisse motiviert mich auf jeden Fall. Es ist auch nach vielen Jahren ein unbeschreibliches Gefühl, in Kiel in die ausverkaufte Halle zu laufen. Jedes Mal bekomme ich einen Extra-Push und bin heiß darauf, einfach alles zeigen zu wollen. Ist es nicht makaber, dass Sie Ihre erste Deutsche Meisterschaft 2020 komplett ohnePublikumerlebenund feiernmussten? Landin: Das stimmt. Die zweite Meisterschaft 2021 hat aber die erste rausgerissen. An Dramatik war das ja auch nicht zu übertreffen. Können Sie das Wort „Abschiedstour“ noch hören? Landin: Noch kann ich das Wort hören, aber ich beschäftige mich nicht viel damit. Manchmal vergesse ich sogar, dass dies meine letzte Saison in der Bundesliga ist. Nur ab und zu schießt mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich die eine oder andere Halle vielleicht das letzte Mal sehe. Doch der Stolz, in der stärksten Liga der Welt elf Jahre gespielt zu haben, überwiegt trotz etwas Wehmut. Die Rückkehr nach Dänemark fällt Ihnen sichtlich schwer. Familiäre Gründe sollen dabei entscheidend gewesen sein, allerdings ist Aalborg kein bisschen näher an ihrem Zuhause als Kiel … Landin: Geografisch stimmt das, doch mit dem Flugzeug sind es bis Kopenhagen nur 40 Minuten. Für die Großeltern ist ein Besuch bei den Enkeln wesentlich einfacher als stundenlange, anstrengende Autofahrten. Vor allem die Zeit während der Corona-Pandemie, wo keine grenzübergreifenden Fahrten ohne mehrtägige Quarantäne möglich waren, hat uns alle auf die Probe gestellt. Die Familie war zwar nicht so weit weg, dennoch fühlten wir uns alle irgendwie eingesperrt und abgekapselt. Dann war klar: Es ist Zeit für eine Veränderung. War es schwieriger, die Entscheidung zu treffen, oder den Wechsel im Team zu kommunizieren? Landin: Die Entscheidung zu treffen war schon sehr hart. Es gab auch viele Gespräche in der Familie und mit meinem Berater, der auch ein guter Freund von mir ist. Es war eine sehr lange und schwierige Phase. Und wenn zwischendurch Barcelona, Kielce oder Paris mit einem WahnsinnsVertrag auf Sie zugekommen wäre? Landin: Dann hätte ich das Angebot ausgeschlagen. Die einzigen OptioFoto: Beate Haar Niklas Landin sichert beim EHF FINAL4 2022 mit einem gehaltenen Siebenmeter die Bronzemedaille 

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