HANDBALL inside | Ausgabe #48 6/2022

112 AUSGABE #48 6/2022 nen waren: in Kiel zu bleiben oder zurück nach Dänemark zu gehen. Viele Bundesligaspieler wechseln in ein anderes Land mit dem Spruch: Ich will jede Nacht in meinem eigenen Bett schlafen. Landin: Die Auswärtsreisen sind in Dänemark auch entspannter. Für ein Ligaspiel ist hier kein Team zwei oder drei Tage unterwegs. Die Kinder in die Schule zu bringen oder bei ihren Aktivitäten dabei zu sein: In den letzten Jahren habe ich viel verpasst und hoffe, dass ich einiges davon nachholen kann. Auch für meine Frau beginnt eine neue Phase, in Aalborg kann sie als Pharmazeutin endlich in ihrem Beruf durchstarten. Etwas aus der Familie lassen Sie ja in Kiel. Wie fühlt es sich an, mit dem eigenen Bruder in einem Club zu spielen? Landin: Das ist natürlich super. Zumal es ja lange gar nicht klar war, dass es irgendwann dazu kommt. Als ich zu den Löwen gewechselt bin, sagte er, sollten wir je zusammenspielen wollen, müsse ich schon beim THW Kiel unterschreiben. Magnus wollte einfach zu keinem anderen Verein. Ganz schön selbstbewusst für einen Teenager. Landin: Der THW war schon immer sein Traumverein. Mussten Sie ihn an die Hand nehmen, als er nach Deutschland kam? Landin: Das brauchte ich nicht. Er hat sehr schnell Anschluss gefunden, besaß eine große Motivation, die Sprache zu lernen, und fühlte sich in Kiel sofort wohl. Wir sind vom Alter her ja auch über sechs Jahre auseinander. Er kam mit seinen 22 Lenzen hier an, wollte Action, Cafés und Party, also das Leben, das ich noch in Heidelberg gelebt hatte. Doch inzwischen hatte ich als Familienvater einen ganz anderen Lifestyle. Meinen Bruder so oft zu sehen, ist dennoch sehr schön und auch meine Kinder lieben es, mit ihrem Onkel Zeit zu verbringen. Es heißt, Sie werfen, fast schon väterlich, ein Auge auf Magnus, würden ihn aber nie gewinnen lassen, wenn es um einen sportlichen Wettbewerb oder um Monopoly geht. Landin: Das stimmt. Wir wollen beide immer gewinnen. Und je älter ich werde, desto mehr muss ich mich selbst anstrengen, damit ich gegen ihn in unterschiedlichen Disziplinen noch gewinnen kann. Eines haben Sie Ihrem Bruder und sehr vielen anderen voraus. Sie sind gleich zwei Mal, 2019 und 2021, zum Welthandballer gewählt worden … Landin: Ich erinnere mich noch an meine Gedanken, nachdem ich diese Auszeichnung das erste Mal bekam. Ich dachte, jetzt muss ich der ganzen Welt zeigen, dass es kein Missverständnis war, mir diesen Titel zu verleihen (lacht). Ich wollte dieses Vertrauen unbedingt bestätigen. Außerdem spürte ich, dass die Erwartungshaltung plötzlich gestiegen ist. Von einemWelthandballer will jeder Höchstleistung sehen, und zwar in jedem Spiel! Die Auszeichnung 2021 war eine schöne Bestätigung und hat mir vielleicht noch ein bisschen mehr als die erste bedeutet. Mit einem Welthandballer assoziiert man gerne auch Erfolg und Perfektion – aber welcher Rückschlag oder welche Niederlage bleibt für Sie unvergessen? Landin: Soll ich jetzt jedes Spiel aufzählen, das wir verloren haben? (Lacht) Den bittersten Moment in meiner Bundesligakarriere erlebte ich im Löwentrikot, als wir 2014 die Meisterschaft am letzten Spieltag wegen der schlechteren Tordifferenz ausderHandgaben. Ichwar traurig und wütend zugleich und wollte am liebsten sofort die komplette Saison wiederholen, nur um dieses Gefühl loszuwerden. Es war wirklich unfassbar bitter. Doch statt einer neuen Chance folgte auf die Enttäuschung erstmal direkt die Sommerpause. Auch bei der Nationalmannschaft gab es bei großen Turnieren ein paar trübe Momente. Da fallen mir auf Anhieb gleich zwei Spiele ein, einmal gegen Spanien und auch gegen Frankreich. Da waren wir nicht nur schlecht, das war auch unendlich peinlich. Aber eine Sportlerkarriere besteht bekanntlich ja nicht nur aus Highlights. Und es stimmt, wennman sagt, dassman an seinen Niederlagen wächst. Ihr Leben dreht sich aber nicht nur um Handball. Sie haben einen eigenen Podcast in Dänemark. Wie kam es überhaupt dazu? Landin: Die Idee dazu hatte mein Cousin. Er rief mich an und fragte, Die Bro’s unter den Zebras: Magnus und Niklas Landin Foto: Beate Haar

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