HANDBALL inside | Ausgabe #48 6/2022

128 AUSGABE #48 6/2022 INTERVIEW Wer von den drei von Ihnen genannten Spielern war denn der beste? Westebbe: Das ist schwer zu sagen. Jeder hatte seine Stärken. Der Erhard war ein genialer Offensivspieler mit gutem Auge und etlichen Wurfvarianten. Jo war sicher der athletischste Spieler, und mit Hansi hat damals alles angefangen und ist groß geworden hier in Gummersbach. Alle drei waren große Spieler in ihrer Zeit. Gibt es unter den vielen Titeln den einen, der von seiner Bedeutung her herausragt? Westebbe: Weiß ich nicht, aber vielleicht mein erster deutscher Meistertitel 1969. Wir hatten damals noch eine zweigleisige Bundesliga und mussten uns im Finale gegen FRISCH AUF! Göppingen behaupten. Sie sind Ur-Gummersbacher, aber ihre Jugendzeit haben Sie beim TuS Derschlag verbracht. Erst mit 18 Jahren hat Eugen Haas Sie dann zum VfL geholt. Westebbe: Eugen Haas hat mich damals überredet, nach Gummersbach zu kommen. Er war damals so etwas wie der Übervater. Ich habe später bei ihm eine Anstellung bekommen und mein Geld dort im Bereich EDV verdient. Er war somit in doppelter Hinsicht mein Chef, weil er ja auch beim VfL der große Macher war. Ich hatte immer ein sehr gutes Verhältnis zu ihm. Haas war ein großer Angelfan. Hat er Sie mal mitgenommen? Westebbe: Nein, das hat mich nicht so interessiert. Meine große Leidenschaft war und ist das Skifahren. Zweimal im Jahr bin ich zum Skilaufen im Urlaub. Das werde ich machen, solange es geht. Sie hatten früher den Spitznamen „Knabbel”. Wie ist das zustande gekommen? Westebbe: Wenn ich mich recht erinnere, kam das daher, dass ich als kleiner Junge immer an meinen Fingernägeln gekaut habe. Zurück zum VfL: Im Europacup gab es etliche Auseinandersetzungen mit den Mannschaften aus dem Ostblock. Das waren Spiele, die damals ideologisch überfrachtet waren. Westebbe: Besonders brisant waren die Spiele gegen DDR-Teams wie Magdeburg oder Frankfurt/Oder. Das war immer sehr speziell, obwohl die Spieler untereinander immer ein gutes Verhältnis hatten. Noch Jahre später hatte ich Kontakt zu Wolfgang Lakenmacher. Das ist aber leider irgendwann eingeschlafen. Ich hatte da nie Probleme. Obwohl wir auf dem Spielfeld hart gekämpft haben, konnten wir dennoch anschließend ein Bierchen gemeinsam trinken. So war das wirklich, auch wenn das gerade von den DDR-Funktionären nicht so gern gesehen wurde. Wir haben uns dann so getroffen, dass wir ohne Beobachtung waren. Von den russischen Spielern trennte uns leider die Sprachbarriere. Auf DDR-Seite gab es Ihr Kreisläufer-Pendant Ingolf Wiegert. Haben Sie zu ihm viel Kontakt gehabt? Westebbe: Sein Sohn Bennet hat ja früher mal in Gummersbach gespielt, und da war Ingolf auch das eine oder andere Mal vor Ort. Und klar: Da haben wir uns natürlich oft getroffen und miteinander geredet, meistens über die alten Zeiten und die großen Duelle. Das war ein großer Spieler in der damaligen Zeit. Die Reisen in den sogenannten Ostblock waren sicher spannend. Aber aufregender waren die großen Touren zum Saisonabschluss, oder? Westebbe: Da erinnere ich mich heute noch gern an die Südamerikatour und an unseren Besuch in Japan. Das waren zwei beeindruckende Reisen. Aber das ist über 40 Jahre her. Wir haben damals auch Handball gespielt, ich weiß aber nicht mehr, ob in Buenos Aires oder in Sao Paolo. Der Handballsport war zu der Zeit dort nahezu unbekannt. Sie mussten 1982 auf Geheiß Ihrer Ärzte mit dem Handballsport aufhören. Warum? Westebbe: Das hat damals kaum einer gewusst, dass ich ein Herzproblem hatte. Der Rat der Ärzte war, aufzuhören, aber es ging auch konditionell wegen der Herzgeschichte nicht mehr. Das war hart und traurig, aber letztlich die richtige Entscheidung. KLAUS WESTEBBE Geburtstag: 30. September 1949 Geburtsort: Gummersbach Staatsbürgerschaft: deutsch Spitzname: West Körpergröße: 1,84 Meter Position: Kreisläufer Länderspiele: 52 Vereine: bis 1968: TuS Derschlag (Jugend) 1968 –1982: VfL Gummersbach Erfolge im Verein: Deutscher Meister: 1969, 1973, 1974, 1975, 1976, 1982 DHB-Pokalsieger: 1970, 1972, 1978, 1980, 1981 Europacup der Landesmeister: 1970, 1971, 1974 Europacup der Pokalsieger: 1978, 1979 Erfolge in der DHB-Auswahl: · Olympia 1972: Platz 6 · WM 1974: Platz 9

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