HANDBALL inside | Ausgabe #48 6/2022

AUSGABE #48 6/2022 te ich in jedem Spiel am besten 20 Tore und 20 Assists machen”, sagt er und lächelt dabei. „Aber das ist halt einfach nicht möglich.” Ungeachtet dessen schätzen sie sich im Oberbergischen glücklich, das möglicherweise größte deutsche Handballtalent in diesen Jahren erst einmal langfristig an sich gebunden zu haben. Das ist insofern erstaunlich, als Köster mit seinen mitreißenden Auftritten bei der EM und dem Aufstieg mit dem VfL natürlich auch die Begehrlichkeiten anderer – und finanziell potenterer – Arbeitgeber nahezu zwangsläufig geweckt hatte. Dennoch unterschrieb er jüngst ein Arbeitspapier bis zum Sommer 2025. Möglich gemacht hat das eine Patenschaft mit einem langjährigen VfLPartner. Das Unternehmen Schwalbe, weltweit in der Herstellung von Fahrrad- und Rollstuhlreifen tätig, ist nicht nur Sponsor des Clubs, sondern hilft auch gezielt im Falle von Julian Köster. Im Gegenzug trägt der nun das SchwalbeLogo auf seinem Trikot-Ärmel. Übrigens ein in Gummersbach beliebtes Modell, das gleich mehrere Spieler und mehrere Partner leben und eine Blaupause für etliche andere Konkurrenten in der Liga sein kann. Eingefädelt hat diesen Deal Christoph Schindler, der die wirtschaftlichen Geschicke des Aufsteigers lenkt. Der Geschäftsführer weiß auch: Wer guten Zirkus will, muss die Akrobaten gut bezahlen. Jedenfalls, so sagt Köster: Gespräche mit anderen Vereinen gäbe es aktuell nicht. „Momentan bin ich mit dem Kopf und mit dem Herzen ganz beim VfL.” EINFACH DEN JOB MACHEN Klingt nicht nur bodenständig, ist auch so. Dass Köster, der vor drei Jahren mit der U19 des Deutschen Handballbundes WM-Silber gewann und schon damals zum besten Abwehrspieler des Turniers gewählt wurde, ein junger Mann ist, der auf dem Teppich geblieben ist, erstaunt angesichts der Rasanz seiner Karriere. Als Nachwuchsmann kam er im Februar 2021 vom TSV Bayer Dormagen zum oberbergischen Traditionsclub, absolvierte im November 2021 sein erstes Länderspiel, startete im Januar 2022 bei der Europameisterschaft durch und gilt heute als größte Verheißung im deutschen Handball. Er ist aktuell ein derart gefragter Interviewpartner, dass er sich von Zeit zu Zeit Zurückhaltung verordnet und Anfragen von Medien absagt. „Ich versuche, das alles nicht an mich heranzulassen”, sagt er. „Ich lese nicht so viele Dinge, die in den Medien über mich veröffentlicht werden. Ich versuche einfach nur meinen Job zu machen.” Dass ihn der ganze Rummel um seine Person nicht unruhig macht, dafür sorgen letztlich seine Familie, seine Freundin Luisa und seine Geschwister. „Wir sprechen viel über Handball, aber alle stehen mir zur Seite, wenn es mal nicht so gut gelaufen ist.” Der Draht ist eng: Die Eltern leben in Brauweiler, er selbst wohnt in Köln. Und: Mama und Papa Köster handelten früh einen Deal mit ihrem Sohn aus: Nur wenn die Schulnoten stimmen, dann darf der Filius zum Handball – ansonsten wird gebüffelt. Das galt selbst als mit dem Wechsel zu Bayer Dormagen die Weichen in Richtung Leistungshandball gestellt wurden. „Ich hatte immer Bock auf Handball und meine Freunde zu treffen”, sagt er. „Aber mir war auch klar, dass zum Profidasein auch eine Menge Glück gehört, deshalb habe ich Schule schon sehr ernst genommen.” Heute ist die gesamte Familie in der Halle, wenn Gummersbacher Erfolgsgespann: Köster und sein Trainer Gudjon Valur Sigurdsson Foto: imago

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