HANDBALL inside | Ausgabe #48 6/2022

58 AUSGABE #48 6/2022 WM 1990: ARBEITSSUCHE Der Fall der Mauer war noch keine drei Monate her, als am 28. Februar 1990 die WM in der CSSR begann. Rein ökonomisch war dieses Turnier ein Desaster, weil die DHB-Auswahl zuvor sportlich in die C-Gruppe abgestürzt war. Für alle Handballer, die aus dem Ostblock stammten, der in dieser weltgeschichtlich spannenden Phase förmlich zerbröselte, bot dieses Championat indes die perfekte Bühne. So auch für den DDR-Torwart Peter Hofmann. Dessen Karriere neigte sich, da er bereits 34 Jahre alt war, eigentlich schon dem Ende zu, und beim SC Leipzig hatte ihn der zehn Jahre jüngere Kollege Jens Kürbis schon überflügelt. „Aber ich wollte damals unbedingt Leipzig verlassen, auch aus persönlichen Gründen“, erzählt Hofmann in seinem sächsischen Sound. Die Schilderung seines damaligen Zimmerkollegen Kürbis, die WM sei ein Dorado für Spieleragenten gewesen, die damals ihre Visitenkarten unter die Türschlitze schoben, bestätigt er nicht. „Ich hätte damals gern einen Berater gehabt. Aber ich musste nach der WM selbst die Clubs anschreiben, um einen Job zu bekommen.“ Was dabei half: Hofmann war als bester Keeper der WM ausgezeichnet worden. Er wandte sich an den TBV Lemgo und an Bidasoa Irun, wo seinerzeit ein gewisser Alfred Gislason spielte. Er hätte auch Torwarttrainer der israelischen Nationalmannschaft werden können. Aber am Ende landete er, gemeinsam mit Mike Fuhrig, bei der SG WallauMassenheim, mit der er die Meisterschaft und den IHF-Pokal gewann. „Das war“, sagt Hofmann heute, „nicht die schlechteste Entscheidung“. WM 1995: TAKTIKSTUNDE Als die Weltmeisterschaft in Doha gastierte, im Januar 2015, war auch Uli Weiler zugegen. Der Mann mit dem markanten Kaiser-Wilhelm-Bart wurde im Ritz Carlton oft von den Gastgebern angesprochen, denn er hatte als Trainer zwischen 1984 und 1988 für den katarischen Handballverband gearbeitet. „Wir haben damals die Basis gelegt“, sagte er in der riesigen Lobby der Nobelherberge, einen Kaffee und leckere Plätzchen vor sich. Weiler erinnerte sich auch an seine turbulente Zeit als ägyptischer Nationaltrainer. Als er in Kairo anfing, erzählte er, habe er sich etwas darüber gewundert, dass der ägyptische Verband nicht weniger als den WM-Titel anpeilte. Deutlich weniger amüsant aber fand Weiler, dass der Chef der Ägypter, der nach der 20:27-Niederlage gegen Spanien eigens von Reykjavik nach Akureyri angeflogen kam, ihn daraufhin ins Auto bat und ihn aufforderte, ein anderes Deckungssystem anzuwenden. Weiler tat, was ihm aufgetragen wurde – und erklärte nach der folgenden 22:33-Niederlage gegen Schweden, die Verbandsspitze sei für die Pleite verantwortlich, da sie diese Taktik angeordnet habe. Am Ende schied Ägypten mit einer peinlichen 16:30-Pleite gegen Kroatien aus dem Turnier. „Ich bin nach dem Turnier nach Kairo geflogen und habe mein restliches Geld abgeholt“, erzählte Weiler und berichtete lächelnd, dass er seither nie wieder mit dem Verantwortlichen geplaudert habe. Dabei hätte es 2015 in der Hotellobby dazu Gelegenheiten gegeben. Inzwischen war der Mann, um den es ging, nämlich zum IHF-Präsidenten aufgestiegen: Hassan Moustafa. WM 2005: EINSAMER TORWART In Vergessenheit geraten ist, dass der Deutsche Handballbund während der WM 2005 in Tunesien seine Pressemeetings neu strukturieren wollte. Unklar ist zudem bis heute, warum der damalige Pressesprecher Charly Hühnergarth überhaupt auf die glorTrainer Uli Weiler Torwart Peter Hofmann Fotos: Sammlung Eggers

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