HANDBALL inside | Ausgabe #48 6/2022

AUSGABE #48 6/2022 99 STORY BVB mit dieser Causa alles noch viel schlimmer machte. Schon vor dem 24. August war Heiermann vom Berater über die Vorwürfe informiert worden. In den knapp drei Stunden machen die Spielerinnen und ihre Eltern dem Abteilungsleiter nun deutlich, wie umfassend das Thema ist. Sie haben inzwischen auch eine Ahnung, wie viele Handballerinnen schon in Metzingen und Blomberg vor Fuhr geflüchtet sind. Heiermann bittet darum, die Vorwürfe zu konkretisieren. Daraufhin liest Andrea Zschocke aus Protokollen vor, die ihre Tochter seit April 2022 verfasst hatte. Ausgangspunkt damals: anzügliche WhatsApp-Nachrichten des Trainers an eine Mannschaftskollegin („really sexy outfit“), mit denen sie in ihrer Funktion als Mannschaftsrat befasst worden war. Und über die sie dem Abteilungsleiter im April in einem vertraulichen Gespräch berichtet und dabei betont hatte, dass solche Grenzüberschreitungen im Sport nichts zu suchen hätten und die Mannschaft in Unruhe versetzten. Woraufhin der Abteilungsleiter sich für den Mut der Spielerin bedankt haben soll und erklärt habe, tätig zu werden. Mia Zschocke hat danach begonnen, Protokoll über die Vorgänge im BVB zu führen, und aus diesen Protokollen zitiert nun ihre Mutter. Am 2. August 2022 wird Mia Zschocke demnach bewusst, dass sich ihre Beschwerde bei Heiermann zu einem Bumerang entwickelt. In einem Vier-Augen-Gespräch macht André Fuhr ihr nämlich klar, dass Heiermann ihn über ihre Vorwürfe informiert haben musste. Der Trainer behauptet ihr zufolge nun, sämtliche Verantwortlichen im Club wollten sie suspendieren. Konkret: Sie wollten sie die gesamte Saison auf die Tribüne setzen, was nicht weniger bedeutet hätte, als dass Zschocke die EURO verpasst hätte. Und zwar als Strafe dafür, dass sie ein schlechtes Image über den BVB in der Szene verbreite. Nur er, Fuhr, kämpfe noch für sie. Er müsse dem Management aber berichten können, dass sie fortan einsichtig sei. Unter dem Druck der Situation macht die geschockte Spielerin Scheinzugeständnisse. Nach diesem Gespräch, das nicht weniger als ihre gesamte Karriere infrage stellt, informiert die Spielerin ihren Berater und ihre Mutter. Der Berater kontaktiert laut Protokoll daraufhin Abteilungsleiter Heiermann, der versichert, eine Suspendierung werde nicht in Betracht gezogen. „Dies sei ja auch undenkbar, eine Nationalspielerin vom Spielen abzuhalten, so etwas wolle man beim BVB nicht.“ Ein  Quelle: HANDBALL inside

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